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Besonderer historischer Bezug zur konstituierenden Sitzung des Rates am 2. November 2020

Wie Lemgo einmal einen Oberbürgermeister hatte – Ernst Höland und der Fortschritt

Der Titel Oberbürgermeister ist in Nordrhein-Westfalen ausschließlich den Oberhäuptern der kreisfreien Städte vorbehalten. In der konstituierenden Sitzung des Lemgoer Rates am 2. November 2020 wird deswegen auch „nur“ ein neuer Bürgermeister in sein Amt eingeführt und vereidigt und kein Oberbürgermeister. Zwischen 1905 und 1916 gab es aber in Lemgo einen Oberbürgermeister…

Im August 1886 wurde der gebürtige Thüringer und Jurist Dr. Ernst Höland (1854 – 1923) zum Bürgermeister der Stadt Lemgo gewählt. Diesen Posten sollte er bis zum August 1916 behalten, insgesamt also über 30 Dienstjahre. Auch drei Jahrzehnte einer rasanten Umbruchphase, in der sich die Moderne in Lemgo Bahn brach! In seine Amtszeit fallen (nach Roland Linde, Lemgo auf dem Weg in die Moderne) der Bau des Krankenhauses Wolffsche Stiftung (1900), des Elektrizitätswerks (1911), mehrerer Schulen (u.a. die damalige Bürgerschule an der Echternstraße 1891 und die Wallschule 1911), die Schaffung einer zeitgemäßen Wasserversorgung, die Neugestaltung der Wallanlagen und der Bau bzw. die Erneuerung von zahlreichen Straßen und nicht zuletzt die Eröffnung der Bahnlinie und des Bahnhofs 1896. Höland setzte die Ablösung der sog. Bürgernutzungen in der ehemaligen städtischen Feldmark (v. a. die gemeinsame Viehweide) durch. Fortan konnte die Stadt die Flächen nutzen und als Bauland veräußern. Der Stadtwald wurde professionell bewirtschaftet, überhaupt zeigte sich eine zunehmende Professionalisierung der Lemgoer Stadtverwaltung, deren Mitgliederzahl bis 1916 deutlich anwuchs und zunehmend differenzierter wurde. Diese Reformen durchzusetzen brachte auch Widerstand und Kritik in der Stadt und in der damaligen Stadtverordnetenversammlung hervor, die Höland aber nicht von seinem Weg abbrachten.

1905 (ein Jahr nach der Wiederwahl Hölands zum Lemgoer Bürgermeister für 12 Jahre) verlieh Fürst Leopold IV. dem „langjährigen Bürgermeister der alten Hansestadt Lemgo“ den Charakter als Oberbürgermeister, also letztlich eine Ehrenauszeichnung durch das Fürstenhaus. Bis zu seiner Pensionierung 1916 wurde Höland offiziell als Oberbürgermeister angeschrieben. Heute erinnert noch eine gleichnamige Straße in Lemgo an diesen ersten und einzigen Oberbürgermeister der Stadt.

Eine ausführliche Würdigung Hölands verfasste Prof. Günter Laue bereits 2001 (siehe https://www.lemgo.de/index.php?id=257). Zur Amtsperiode Hölands zuletzt: Roland Linde, Lemgo auf dem Weg in die Moderne. Die Stadtgeschichte 1618 – 1918, Detmold 2020.

♦ Quelle: Stadtarchiv Lemgo

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